Kanarische Inseln
Nach zwei Tagen und Nächten unter Segeln erreichen wir in den frühen Morgenstunden des 17. September die Kanarischen Inseln. Ein neues Kapitel unserer Reise beginnt.
Vor Anker
Unser Anker fällt in der Bucht von Playa Francesca an der Südküste der Insel La Graciosa. Die kleinste bewohnte Insel der Kanaren liegt nur einen Steinwurf von der Nordspitze Lanzarotes entfernt.
Der Ankerplatz ist Natur pur. Hinter dem Strand und den Dünen erhebt sich ein karger Vulkankegel, es dominieren die Töne Ocker und Braun. Kein Haus, kein Hotel, keine Straße stören die malerische Szenerie. Nachts spannt sich ein unglaublicher Sternenhimmel über der Bucht. Oft liegen wir abends im Cockpit und schauen zur Milchstraße hinauf.
Naturparadies
La Graciosa bildet zusammen mit vier weiteren unbewohnten Inseln das Chinijo-Archipel. Die gesamte Inselgruppe steht unter Naturschutz und einige der Inseln dürfen nicht betreten werden. Die Gewässer des Archipels sind als Reserva Marina ebenfalls unter strengen Schutz gestellt. Massentourismus und Hotelverschandelung wurden so erfolgreich vermieden und die Schönheit von La Graciosa, der Anmutigen wie sie auf Spanisch heißt, wurde bewahrt.
Die Hauptstadt
Mit 650 Einwohnern einzige Ortschaft der Insel ist Caleta del Sebo. In 45 Minuten wandern wir von unserem Ankerplatz aus am Strand entlang und über eine Sandpiste zum Dorf. Die weißen Würfelhäuser sind buchstäblich auf Sand gebaut. Es gibt nur eine asphaltierte Straße vom Hafen zum Dorfplatz. Caleta del Sebo bietet zwei Minimärkte, eine Konditorei, eine Handvoll Kneipen, einen kleinen Campingplatz und einige wenige Ferienunterkünfte. Wenn am Abend die letzte Fähre mit den Tagesausflüglern aus Lanzarote abgelegt hat, kehrt vollkommene Ruhe ein und das Leben nimmt seinen gemächlichen Gang. Von den Touristenzentren der Kanaren ist man hier Lichtjahre entfernt. 2005, während unserer ersten Reise, waren wir schon einmal hier. Viel hat sich seither nicht verändert. Im Ort gibt es vielleicht eine Kneipe mehr. Ein oder zwei Ausflugskatamarane kommen jetzt tagsüber von Lanzarote herüber und ankern einige Stunden in der Playa Francesca. Die Wasserspielzeuge werden ausgepackt, aus den Boxen wummern Bässe und die Urlauber sonnen sich am weißen Traumstrand und plätschern im klaren Wasser. Nach höchstens zwei Stunden legen die Ausflugsboote aber wieder ab und fahren zurück. Dann gehört die Bucht wieder den ankernden Seglern alleine.
Inseltour per pedes
Zu Fuß erkunden wir die Insel. An der Nordküste gibt es einige schöne Strände. Jedoch ist die Brandung enorm und so lassen wir dort das Baden lieber sein. Auf den Sandpisten, die über die Insel führen, begegnen uns vereinzelte Jenseits-von-Afrika-Gefährte der Marke Landrover Defender, dem einzig angemessen Auto hier. Ansonsten treffen wir nur Fußgänger und Mountainbikes, die man im Ort ausleihen kann.
Wir könnten uns an das entschleunigte Leben auf Graciosa gewöhnen. Doch wir haben einen Hafenplatz in der Marina Rubicon im Süden von Lanzarote gebucht und müssen weiter. Nach 11 Tagen gehen wir Anker auf und segeln entlang der Westküste von Lanzarote nach Süden.