09.-10. Dezember: Von Lanzarote nach Gran Canaria – 91 Seemeilen
Gegen 11.00 Uhr lösen wir die Leinen und verlassen die vertraute Marina Rubicon. Unser Ziel: Das 91 Seemeilen entfernte Gran Canaria. Obwohl der Wetterbericht 15-20 Knoten Wind aus Nordost und somit ideale Bedingungen angekündigt hat, kämpfen wir zunächst mit einer zähen Flaute. Der Motor schiebt uns laut knatternd in Richtung Gran Canaria – so hatten wir uns das nicht vorgestellt. Durch das Fernglas sehen wir Schiffe unter Segeln und tatsächlich – als wir die Landabdeckung von Lanzarote verlassen setzt ein kräftiger Wind ein. Wir setzen das Großsegel im 2. Reff dazu die Genua. Zunächst geht es zügig mit Raumwindkurs voran, später schiften wir das Groß und baumen die Genua zur anderen Seite aus. Als „Schmetterling“ segeln wir in die Nacht und unsere Windpilot Pacific erweist sich einmal wieder als hervorragender Steuermann. Ich bin nur ausnahmsweise und für das Foto am Ruder.
Eine Gruppe Delfine begleitet uns über mehrere Stunden. Kleine Passatwölkchen, das glitzernde Meer, dazu ein wunderschöner Sonnenuntergang. Es ist doch noch ein perfekter Segeltag geworden. So geht Glück.
In der Nacht wechseln wir uns bei der Wache ab. Ich bin die Stunden zwischen 1.00 Uhr und 4.00 Uhr im Cockpit. Der Vollmond leuchtet den Weg und unter einem unglaublichen Sternenhimmel zieht Dude seine Bahn. Ich bin ganz in diesem Moment und genieße die stillen Stunden. Später reduziere ich die Segelfläche, damit wir langsamer werden. Mit einer Geschwindigkeit zwischen 5 und 6 Knoten sind wir bisher unterwegs, wenn wir so weitermachen kommen wir bei Dunkelheit in Las Palmas an. Das wollen wir angesichts der vielen Tanker und Großstadtlichter vermeiden. Langsam schaukeln wir weiter und es haut genau hin. Mit dem ersten Licht fahren wir in den Hafen ein und legen am Empfangssteg an.
Las Palmas de Gran Canaria
Der Hafen von Las Palmas ist mit seinen 1250 Plätzen der größte Sportboot-Hafen der Kanaren. In Seglerkreisen ist er berühmt, da von hier seit über 30 Jahren jedes Jahr im November die ARC, die Atlantic Rally for Cruisers startet. Im Rahmen dieser organisierten Atlantiküberquerung segeln über 250 Yachten gemeinsam in die Karibik. In den Monaten Oktober und November sind die Gästeplätze im Hafen von Las Palmas vollständig mit den ARC Teilnehmern belegt. Alle anderen Segler, die in dieser Zeit kommen werden abgewiesen und müssen vor dem Hafen ankern. Jetzt, Mitte Dezember, ist die ARC Flotte schon lange auf dem Weg in in die Karibik und wir hoffen auf einen der begehrten Gastplätze.
Doch Pech gehabt: Der Hafen ist voll und die Warteliste lang. Einfach kommen und einen Hafenplatz wollen, da kann der Zuständige im Büro nur den Kopf schütteln. Wir melden uns also brav an, lassen uns auf die Warteliste setzen und verziehen uns auf den Ankerplatz. Dieser ist dann doch viel besser als gedacht. Vor dem Stadtstrand Playa Alcaravaneras, ankern wir nach allen Richtungen geschützt auf gut haltendem Sandgrund. Die Kulisse der Stadt und des quirligen Hafens umgibt uns. Für € 2,35 pro Tag können wir im Hafen duschen, Müll entsorgen, Wasser holen und unser Dinghi sicher zurücklassen, wenn wir in der Stadt unterwegs sind.
Ausflug in den Süden
Nach einigen Tagen in Las Palmas fahren wir mit dem Bus zu den Dünen von Maspalomas im Süden von Gran Canaria. Der Expressbuss bringt uns direkt zum Leuchtturm von Maspalomas. Von dort sind es nur ein paar Schritte zur berühmten Dünenlandschaft.
Mit ächzenden Waden wandern wir durch den Sand und erklimmen die Kämme der Dünen. Die unter Naturschutz stehende, märchenhaft schöne Landschaft endet abrupt in den Wucherungen der Touristenhochburg Playa del Ingles. Der Ort ist so wie wir ihn uns vorgestellt hatten: Eine Hotelverschandelung der schlimmsten Sorte. Hier hält uns nichts. Mit dem nächsten Bus fahren wir zurück nach Las Palmas.
Im Hafen
Am 18. Dezember ist es endlich so weit. Am späten Nachmittag gehe ich ins Marina Büro um unsere Dusch-Codekarten zu verlängern. Da ich eh schon da bin frage ich auf welche Position der Hafen-Warteliste wir inzwischen aufgerückt sind. Erstaunt nimmt der Mitarbeiter die Liste zur Hand und fragt ob uns noch niemand angerufen und Bescheid gegeben hätte. Nein? Komisch. Er lässt mich wissen, dass wir nun sofort einen Platz haben können. Also nur jetzt gleich. Morgen nicht mehr. Wir fahren in Windeseile mit unserem Dinghi zurück auf den Ankerplatz, gehen Anker auf und schaffen es im letzten Abendlicht in den Hafen. Als wir endlich gut vertäut am Steg liegen, schauen wir uns nur kopfschüttelnd an. Offenbar werden die Plätze hier entsprechend der Nachfragepenetranz der Wartenden oder sonstigen dunklen Kriterien vergeben. Kein Kriterium hingegen scheint, wie es der Name der Liste nahelegt, die Wartezeit zu sein.
Mit dem direkten Zugang zum Land werden unsere Stadtgänge häufiger. Ein Ausflug zu dem kleinen Schinkenladen um die Ecke, mit dem Roller zur Playa de las Canteras, in die Altstadt oder zum Hyper Dino Supermarkt – alles ist jetzt schnell erledigt. Ich nehme mein Lauftraining wieder auf. Entlang der Uferpromenade ist ein Sportparcours eingerichtet. Leider verläuft die vierspurige Stadtautobahn direkt neben meiner Joggingstrecke und produziert vermutlich Feinstaubwerte für die sich selbst Stuttgart nicht zu schämen bräuchte. Vom Abgasgestank ganz zu schweigen. Ich lasse die Lauferei schnell wieder sein.
Wanderlust Gran Canaria
Auch in Gran Canaria geben wir uns unserer Wandelust hin und mit dem Bus geht es zu den schönen Wanderzielen in den Bergen. Unseren Wanderungen ist ein eigener Blogbeitrag gewidmet.
Weiter nach Teneriffa
Weihnachten und Silvester verbringen wir in Las Palmas. Dann zieht es uns weiter zu neuen Zielen. Teneriffa steht als nächstes auf unserer Liste.
Am 4. Januar 2020 legen wir ab und segeln entlang der Nordküste von Gran Canaria nach Puerto de Sardina, einer Bucht ganz im Nordwesten der Insel. Dort ankern wir für eine Nacht um früh am nächsten Morgen hinüber nach Teneriffa zu segeln.
Als die Sonne untergeht sehen wir bereits die Silhouette von Teneriffa mit dem hochaufragenden Teide im Abendlicht. Wir sitzen im Cockpit und berauschen uns an den Farben des Abends bis es vollkommen dunkel ist und Teneriffa in der Nacht verschwindet.