Küste und Inseln

Am 5. Mai sind wir startbereit und lösen die Leinen in Port St. Louis du Rhône. Das inzwischen vertraute und liebgewonnene Städtchen gerät bald außer Sicht, als wir durch den Kanal hinaus aufs offene Meer fahren. Genug ist genug: Wir sind bereit für neue Abenteuer, neue Erlebnisse, neue Eindrücke.

Îles du Frioul: Vor den Toren von Marseille

An unserem ersten Tag segeln wir bis vor die Tore Marseilles, zu den Îles de Frioul. Wir ankern vor der Île de Pomègues, einer der vier Inseln des Frioul Archipels.

Île de Pomègues: Unser Logenplatz

Der Ankerplatz Port de Pomègues bietet einen erstklassigen Blick auf Marseille und so bewundern wir still wie die Sonne rotgolden hinter dem Panorama der Stadt versinkt. Noch lange sitzen wir im Cockpit, eingehüllt in eine sternenklare Nacht, vor uns das Lichtermeer von Marseille.

Wanderung über die Île de Pomègues

Am nächsten Tag wandern wir über die Îles de Frioul. Zunächst geht es über kleine Wege zum Kap von Pomègues, dann über den Damm zur Insel Rattoneau und bis zum Hafen. Die Inseln sind Brutgebiet der Möwen. Überall sitzen die flauschigen Küken auf den nackten Felsen. Als wir ihnen zu nahe kommen, fliegen die Eltern empört kreischende Angriffe knapp über unseren Köpfen. Die Botschaft ist klar: Wir ziehen uns zurück.

Endlich: Dude vor Anker – das Dinghi bringt uns an Land

Île de Pomègues

Calanque de Sormiou: Marseilles Abenteuerspielplatz

Weiter geht es zur Calanque de Sormiou. Das Wetter ist ruhig uns so können wir in dem tiefen Fjord der Calanque gut uns sicher ankern. Es ist Feiertag und so befindet sich halb Marseille in der Bucht. Man klettert, badet, wandert, paddelt.

Dude in der Calanque de Sormiou

Auch wir ziehen unsere Wanderschuhe an. Der steile Wanderweg führt zum Pass zwischen den Calanques Sormiou und Morgiou. Hoch über der Bucht genießen wir den Adlerblick über Berge und Meer. In unseren festen Bergschuhen schwitzend geht es langsam und vorsichtig wieder hinab. Ganz schön steil dieser Weg finden wir und staunen nicht schlecht, als uns kurz unter dem Gipfel eine gutgelaunte Familie mit Kind, Kegel und Kühltasche entgegen kommt – in Badeshorts, Bikini und Flipflops geht es zügig bergan.

Auf dem Wandwerweg GR 98 in den Calanques

Entlang der Küste segeln wir zur Île des Embiez, die den Nachfahren des Pastis Königs Paul Ricard gehört. Als wir am nächsten Morgen aufbrechen wollen, schlägt uns ein heftiger Wind entgegen, in der weiten Bucht brechen sich bereits die Wellen. Wir kehren um und stellen fest, dass es auch am Ankerplatz mit 7 Stärken weht, die Böen zerren heftig am Anker. Es kommt wir es kommen muss: Der Anker bricht in einer Böe aus und wir treiben vor den Bug der gerade auslaufenden Fähre. Nach einem erneuten Ankermanöver lassen wir den Motor zur Sicherheit mit eingelegtem Gang laufen, wohl ist uns nicht. Noch weitere 5 Stunden währt das Spektakel. Am Abend flaut der Wind zum Glück etwas ab.

Wir segeln zur Île de Porquerolles, aber nur ein kurzer Übernachtungsstop ist uns dort vergönnt. Ein Tief mit Kaltfront ist im Anmarsch. Der Schreck des auf der Pastiskönig-Insel Erlebten sitzt uns noch in den Knochen und so beschließen wir das Tief im sicheren Hafen abzuwettern.

Im Hafen: Bormes les Mimosas

Im Hafen von Bormes les Mimosas an der nahen Küste bekommen wir einen schönen Platz direkt hinter der vertrauenserweckend hohen Mole zugewiesen. Wir schlafen tief und fest, als in der Nacht die Gewitterfront mit Regen und Sturm über uns hinwegzieht. Danach ist es so kalt, dass wir mit dem unbegrenzten Landstrom erst einmal den Heizlüfter befeuern.

Unsere Freunde Christina und Thommy machen Urlaub in der Provence und so nutzen wir die Gelegenheit für ein Treffen. Die beiden holen uns mit ihrem Auto am Hafen ab und gemeinsam bummeln wir durch den malerischen Ort Bormes les Mimosas, ca. 5 km von Küste und Hafen entfernt im Landesinneren gelegen.

Gemeinsam in in Bormes les Mimosas

Eine Wanderung führt uns entlang dem Küstenpfad zum Cap Benat. Eigentlich wollten wir weiter bis zum Fort de Brégancon, Urlaubssitz der französischen Präsidenten. Kurz hinter dem Cap Benat treffen wir auf eine Straßensperre. Letzten Sommer wütete hier einer der verheerenden Waldbrände und zerstörte alles, auch die Straße und den Wanderweg nach Brégancon. Dunkle verbrannte Stämme ragen in den Himmel, die Küstenstraße liegt in abgebrochenen Trümmern. Hier gibt es kein Durchkommen und wir treten den Rückweg an.

Auf dem Sentier Littoral

Wieder im Paradies: Porquerolles

Endlich scheint wieder die Sonne und wir segeln zurück auf die Île de Porquerolles. Es ist wie immer herrlich und wir verbringen schöne Tage auf der Insel. Bald ankern unsere Freunde Martina und Uli vom Katamaran Baradal neben uns und die Tage vergehen mit Lesen, Wandern und gemeinsamen Nachmittagen auf einem der Boote.

Plage Notre Dame, Île de Porquerolles

Spleiss- und Takelarbeiten: Mit meinem Anleitungsbuch kein Problem

…und überall Möwen

Auf nach Korsika!

Wir könnten noch viel länger bleiben aber es gibt noch so viel neues zu entdecken. Als sich ein stabiler Südwestwind durchsetzt zögern wir nicht lange, lichten kurzentschlossen den Anker und machen uns auf den Weg nach Korsika. 125 Seemeilen und eine Nachtfahrt liegen vor uns.

Calvi voraus: Ankunft auf Korsika