Vom Trockendock geht es erst einmal wieder zurück in die Marina de Portimao. Eine kurze Fahrt später liegen wir mit unserem schönen, neuen Unterwasseranstrich an unserem angestammten Platz.
Besuch
Am 4. Mai hat sich Besuch angekündigt. Unser Freund Sven bleibt für eine Woche bei uns und bringt vom Flughafen in Faro auch gleich einen Mietwagen mit. Bestens motorisiert machen wir einige schöne Ausflüge in die Umgebung.
Wir fahren an den südwestlichsten Punkt Europas, zum Cabo de Sao Vicente, und essen dort die letzte Bratwurst vor Amerika. Sven ist als echter Thüringer ein geborener Kenner in Bratwurstdingen und bestätigt die 1A Qualität der von Thüringern im Imbisswagen an den Steilklippen des Kaps gegrillten Thüringer. Zum Beweis für die Zuhausegebliebenen erhält jeder von uns ein mit Datum versehenes Zertifikat.
Intermezzo
Am 8. Mai fliege ich noch einmal nach Stuttgart um noch einiges zu erledigen, bevor wir zu unserem Sommertörn aufbrechen. Olaf und Sven bringen mich frühmorgens zum Flughafen und freuen sich auf ein paar Tage Jungs-Zeit, bevor Sven am 11. Mai wieder nach Hause fliegt.
Nach 10 Tagen holt mich Olaf am Flughafen in Faro wieder ab. Wir haben noch einmal ein Auto gemietet und fahren von Lidl über Pingo Doce bis Continente alle Supermärkte der Gegend ab. Dude wird bis über die Luken verbunkert. So bequem wie jetzt werden wir für lange Zeit nicht mehr einkaufen können.
Wir erledigen noch einige Restarbeiten am Schiff. Unter anderem ist unser neues Großsegel am Unterliek eingerissen. Wir schlagen das komplette Segel ab und ich nähe den kleinen Riss mir einer Bootsmannsnaht zu (neu gelernt in einem Workshop auf der Boot-Düsseldorf – und da sage noch einer, neun Tage auf der Messe umherzuwandern sei zu nichts nütze!). Von jetzt an benutzen wir einen Zeising (Klettgurt um Segel und Baum) um die Spannung aus dem Unterliek zu nehmen.
Auf großer Fahrt
Dann sind wir bereit zum Ablegen. Stolz motoren wir aus der Marina – um etwa einen Kilometer weiter in der Bucht von Portimao den Anker zu werfen. Nach einem solchen Seestück brauchen wir erst einmal Erholung und so bleiben wir gleich zehn Tage hier.
Der Ankerplatz in der Mündung des Arade ist durch einen Wellenbrecher zum offenen Meer hin gut geschützt. Am Ufer wechseln sich Klippen und kleine Sandstrände ab. Ergänzt wird die malerische Szenerie durch das Castelo de Sao Joao do Arade und den Fischerort Ferragudo.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Voller Vorfreude lassen wir das Dinghi zu Wasser und machen uns landfein. Der Außenborder wird montiert und wir freuen uns auf den Strand. Als wir den Motor starten wollen, gibt dieser keinerlei Lebenszeichen von sich. Die lange Standzeit über den Winter hat ihm offensichtlich nicht gut getan. Also wird der Außenborder wieder an Bord gehoben und wir tauschen unsere guten Sachen gegen die gewohnte Arbeitskluft. In den nächsten Stunden zerlegen wir den Motor in seine Einzelteile und stellen fest, dass der Vergaser völlig mit eingetrockneten Benzin und Ölresten verklebt ist. Und das obwohl wir ihn vor dem Winter vorschriftsmäßig leergefahren haben. Also wird der Vergaser auseinandergebaut und akribisch gereinigt. Das ist gar nicht so einfach. Schwimmer, Federchen und einige weitere filigrane Kleinteile dürfen auf gar keinen Fall über Bord gehen, wir haben keinen Ersatz. Nach vier Stunden Arbeit ist es geschafft, der Vergaser ist wieder zusammengebaut und der Motor knattert zufrieden. Wir sind stolz auf unsere Mechanikerkünste und verleihen uns gegenseitig den goldenen Schraubenzieher am Bande. Gerade als wir fertig sind, versinkt die Sonne hinter den Hochhäusern von Portimao und wir verschieben den Strandgang erst einmal auf morgen.
Die Tage vergehen. Morgens bei Ebbe gehe ich manchmal zu Fuß am Strand entlang, vorbei am Castelo, in den Ort Ferragudo. In der dortigen Bäckerei hole ich frisches Baguette, das ein oder andere Pasteis de Nata oder anderes köstliches Süßgebäck. Nach dem Frühstück fahren wir dann an den Strand, lesen oder erledigen noch einige Arbeiten am Boot – nur das Baden gerät bei frischen 18 Grad Wassertemperatur eher kurz.
Kleine Wanderungen führen uns auf die Klippen und wir genießen die Aussicht über Portimao und den Arade.
Die Zeit vergeht wie im Fluge und so langsam wollen wir endlich segeln. Wir packen zusammen und gehen am 5. Juni Anker auf. Mit gutem Wind geht es knapp 39 Seemeilen die Küste entlang nach Osten. Unser nächstes Ziel ist Culatra, eine der vorgelagerten Inseln, die die Lagune von Faro zu Meer hin begrenzen.