Route du Soleil

Am Morgen des 20. August legen wir ab. Schon nach kurzer Fahrt durch Lyon erreichen wir die Stelle an der sich Saône und Rhône vermischen. Die letzte Etappe unserer Flussreise beginnt.

Rhône - Schleuse Pierre Benite

Andere Dimensionen

Auf der Rhône

Noch in Lyon dann unsere erste Schleuse. Dreimal sind wir schon auf der Rhône gefahren und wir wissen was uns erwartet. Vor allem riesige Schleusen, Zeugnisse französischer Ingenieurskunst. Die Hubhöhen betragen bis zu 23 Meter. Bis zum Meer gilt es 12 dieser Giganten zu bewältigen. Ich rufe den Schleusenwärter über Funk und wir haben Glück. 1. Der Schleusenwärter meldet sich; 2.ich verstehe die etwas verrauschte Antwort des Schleusenwärters und 3. lautet die Antwort, dass wir direkt in einfahren können. Es ist Ermessenssache des Schleusenwärters ob er die Schleuse für kleine Sportboote wie uns in extra Betrieb setzt oder ob man warten muss bis ein Berufsschiff kommt, mit dem zusammen man dann in die Schleusenkammer darf. Die Wartezeiten vor den Schleusen sind daher schwer zu kalkulieren und die große Unbekannte in der Zeitplanung. Dieser hier aber schleust uns gleich und alleine. Erleichtert streichen wir die Schleuse Pierre-Benite von unserer „Noch zu bewältigen“ Liste.

In der Schleuse

Gewaltige Rhôneschleusen

Dank mitlaufenden Pollern wird das Schleusen zum Kinderspiel

Die Etappenplanung auf der Rhône ist ein schwieriges Unterfangen. Es gibt nur wenige für Sportboote geeignete Anlegemöglichkeiten, dazu kommt die Unsicherheit über die Wartezeit an den Schleusen. An der Schleuse Sablons beispielsweise warten wir mehr als zwei Stunden. Die letzte Schleuse des Tages, Beauchastel, erreichen wir deshalb erst nach 18.00 Uhr und lernen, dass Sportboote ab 18.00 Uhr nicht mehr geschleust werden. Es ist nichts zu machen. Unsere Übernachtungsmöglichkeit liegt einen Kilometer hinter der Schleuse und somit für uns in unerreichbarer Ferne. Der Schleusenwärter sieht das entspannt. Wir dürfen an dem schönen neuen Wartesteg direkt vor der Schleuse übernachten und auf die erste Schleusung am nächsten Tag warten – direkt unter dem riesigen viersprachigen „Übernachten verboten“ Schild.

 

Die Rhône - Atomkraftwert Tricastin

Die Rhône: Lebensader Frankreichs

Der Süden

Entgegen vielen negativen Berichten, die ich über die Rhône gelesen habe, empfinde ich diese Etappe als eine der schönsten. Vielseitige Landschaften ziehen an uns vorbei, der Süden öffnet sich und wird weit. Die Luft, die Landschaft, das Lebensgefühl – alles verändert sich von Tag zu Tag. Man gleitet langsam von Mitteleuropa ins Mediterrane. Zum ersten Mal fühle ich mich so richtig Unterwegs und weit, weit weg von daheim.

In der Provence - Tour de l' Hers

Dude in der Provence
Mit DUDE auf der Rhône - Avignon
Avignon

Wir erreichen die Provence und Avignon. Avignon hat einen 1A Anleger direkt unter dem Papstpalast. Zur Innenstadt sind es nur ein paar Schritte. Leider sind wir nicht alleine. Dicht an dicht reihen sich die Boote, für uns gibt es keinen Platz. Wir dürfen an einem englischen Motorboot in zweiter Reihe längsseits gehen. An Bord ein älteres Ehepaar, das im Sommer auf dem Schiff lebt und gemütlich durch Frankreich schippert. Über die Flasche Geierslay-Riesling von der Mosel, die wir den Beiden schenken, freuen sie sich sehr und wollen ihn bei besonderer Gelegenheit trinken. Sie denken aufgrund unserer Erzählungen darüber nach auch einmal an die Mosel fahren zum wine-tasting– und wir fühlen uns ein wenig als Kulturbotschafter unseres Landes.

In Avignon bleiben wir einen Tag und genießen die Atmosphäre dieser schönen alten Stadt.

Das Meer

Am. 25. August geht es weiter in Richtung Arles. Wir freuen uns auf den kostenlosen Gästesteg der Stadt Arles direkt gegenüber der Altstadt, den wir von unseren früheren Reisen kennen. Aber wir erleben eine Enttäuschung. Der Steg ist abgerissen und es gibt keine Möglichkeit mehr zum Halt in Arles. Auch darüber weiß unser Uralt-Flussführer natürlich nichts.

Zwischen hier und Port-St. Louis-du-Rhône gibt es keine Anlegemöglichkeit. Wir schauen auf die Uhr. Wenn wir Gas geben schaffen wir es noch vor Einbruch der Dunkelheit. Dann wären wir noch heute am Meer. Also los.

Olaf

Im Rhônedelta bläst ein kalter Wind und wir fahren mit Vollgas in Richtung Meer. Eine letzte Schleuse, die Seeschleuse, müssen wir noch passieren. Kurz vor der abendlichen Schleusenöffnung erreichen wir Port-St. Louis-du-Rhône – gerade noch geschafft! Dann geht es schnell. Die Schleuse öffnet sich, wir fahren ein und um 19.20 Uhr und auf der anderen Seite wieder hinaus – und sind am Meer.

Seeschleuse Port St.Louis-du-Rhône

Die letzte Schleuse vor Panama

Seit unserem letzten Aufenthalt in Port-St. Louis ist ein kleiner Stadthafen mit Gästeliegeplätzen entstanden. Ein Platz ist frei und wir machen fest. Der Motor ist aus und die Stille des Abends umgibt uns. Das Wasser ist nun blau und salzig anstatt grün und süß. So weit so unspektakulär. Für uns ist es jedoch ein großer Moment. Glücklich fallen wir uns in die Arme. Wir haben es geschafft. Nach 45 Reisetagen, 1524 Kilometern und 187 Schleusen sind wir da!

DUDE im Hafen von Port-St.Louis-du-Rhône

Port St. Louis du Rhône

Abendstimmung in Port-St.Louis-du-Rhône

Nach 45 Reisetagen sind wir am Meer